Stettin im Spiegel seiner Geschichte
Unsere Kenntnisse über die Bewohner des Stettiner Raumes bis etwa zum Jahre 1000 n. Chr. sind unvollkommen. Sie stützen sich vorwiegend auf Bodenfunde, denn schriftliche Überlieferungen aus dieser Zeit sind kaum vorhanden.
Um das Jahr 1000 v. Cr. gehört dieser Raum zur sogenannten "Lausitzer Kultur", deren Bewohner mit illyrischen Stämmen in Zusammenhang gebracht werden.
Später beherrschten offenbar germanische Stämme das Gebiet der südlichen Ostsee, es wir von Rugiern, Sueben, Burgundern und Goten berichtet, gelegentlich werden auch die "Sedini" genannt; ob davon der Name der Stadt Stettin abgeleitet werden kann, erscheint zweifelhaft, aber die "Sedina" wurde die Schutzpatronin der Stadt.
Im Zuge der Völkerwanderung nach dem 4. Jahrhundert n. Chr. zogen die Germanen ab und slawische Stämme rückten nach, die als Witzen oder Liutuzen, Pomeranen (Pommern), Wenden und Kassuben, aber nicht als Ölen (Polanen) bezeichnet werden.
Als Vorläufer der späteren Stadt entstand auch in Stettin eine slawische Siedlung mit einem Tempelbezirk und einer Fürstenburg, umgeben von einem aus Erdmassen angehäuften Burgwall. Die Stettiner Slawen hatten sich bald polnischer Angriffe zu erwehren.
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Panorama des historischen Stettin (Quelle unbekannt) |
Historische Stadtfestung Stettin (Quelle unbekannt) |
963 | Herzog Mieszko von Polen dringt an die Oder bis nach Stettin vor. |
1091 | im März. Herzog Wladislaw von Polen erobert Stettin. |
1108 - 36 | Der pommersche Herzog Wratislaw I. wird von Stettin als Herrscher anerkannt. |
1121 | Herzog Boleslaw III. "Schiefmund" von Polen erobert Stettin. Stettin kommt unter polnische Oberhoheit, jedoch zusammen mit Pommer als Lehen des deutschen Kaisers. |
1124 | Bischof Otto vom Bamberg bekehrt die Stettiner zum Christentum, Grundsteinlegung der Adalbert- und der Peter -Paul-Kirche |
1136 | Tod des polnischen Herzogs Boleslaw III, die pommerschen Herzöge kümmern sich nicht mehr um die Abhängigkeit von Polen |
1140 | Stettin wird dem jetzt errichteten pommerschen Bistum in Wollin zugeteilt. |
1147 | Vergebliche Belagerung der Stadt durch Bischof Heinrich von Mähren im Rahmen eines Wendenkreuzzuges |
1158 und 1173 | Belagerung der Stadt durch König Waldemar von Dänemark |
1173 | Stettin muss die dänische Oberhoheit anerkennen |
1181 | Die Pommernherzöge werden deutsche Reichsfürsten, Stettin wird damit Bestandteil des Deutschen Reiches. |
1186 | Die dänische Oberhoheit muss anerkannt werden. |
1187 | Einweihung der Jakobikirche, die von Jakob Beringer aus Bamberg gestiftet wurde. |
1189 | Feldzug der Dänen gegen das Stettiner Gebiet. |
1197 - | Die Markgrafen von Brandenburg besitzen die 1211 Oberherrschaft in Stettin und Pommern, verlieren sie aber wieder an Dänemark. |
1225 | Pommern wird frei von dänischer Oberhoheit. |
1237 |
Die Jacobi-Kirche wird den deutschen Einwanderern
zugewiesen, während den Wenden die Peter-Paul-Kirche
als Gotteshaus dient. |
1240 | Die Johannes-Kirche und das Graue Franziskaner-Kloster werden erbaut. |
1243 | Herzog Barnin I. stiftet das Marien- oder Frauenkloster des Zisterzienserordens. |
3.4.1243 | Stettin erhält das Magdeburger Städterecht und wird damit zur Stadt erhoben. |
1249 | Die fürstliche Burg wird geschleift. Die deutsche Vorstadt wird mit der slawischen Altstadt vereinigt und befestigt. |
1263 | Die Marien-Kirche wird von Herzog Baring I. gestiftet. |
1278 | Stettin gehört dem Hansebund an. |
1283 | Die Stadt erhält die Zollfreiheit und das Niederlagsrecht, was 1315 nochmals bestätigt wurde. |
1295 | Teilung Pommerns in die Herzogtümer "Stettin" und
"Wollgast". Der erste Stettiner Herzog Otto I. (1295-1344) stiftet das Stadtwappen: Den Greifenkopf. |
1299 | Damm und Brücken für die Verbindung nach Damm werden angelegt. |
1312 | Stettin erhält die Fischereigerechtigkeit auf der Oder |
1335 | Erbauung der Nicolaikirche durch Kaufleute. |
1341 | Die Stadt huldigt gesetzeswidrig den Wolgaster Herzögen. |
1346 | Aussöhnung mit dem Stettiner Herzog Barnim III., die Stettiner müssen ihrem Landesherrn ein Haus - das spätere Herzogsschloss - errichten. Der Herzog stiftet zu Ehren des Pommern-Apostels die St.-Otoo-Kollegial-Kirche (die spätere Schlosskirche). |
1352 | Stettin schließt sich dem Bund der "Wendischen Städte" - Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald - an. |
1360 | In Grabow wird ein Karthäuser-Kloser, die "Kartause Gottesgnade", errichtet. |
1371 | Gründung der Stadtschule an der Jacobi-Kirche |
um 1400 | Die Gertrud-Kirche auf der Lastadie entsteht zusammen mit einem Hospital. Die Zünfte nehmen an den Verwaltungsgeschäften der Stadt Stettin tei. |
1412 | Durch die Jageteufel-Stiftung wird eine Schule für Arme eingerichtet. |
1415 und 1429 | Zusammen mit seinem Landesherrn wird Stettin bis 1433 in die Reichsacht erklärt. Grund: Ungehorsam gegenüber den Brandenburgern |
1421 | Aufruhr der Zünfte gegen den Rat der Stadt |
1428 | Auflehnung der Bürger gegen den Rat |
1449 | Die Wolgaster Herzöge bestätigen Stettin alle Privilegien |
1454 und 1460 | Fehden mit Stargard wegen der Schfffahrt auf der Ihna |
1460 | Errichtung des St.-Annen-Klosters durch die Karmeliter (Weiße) Mönche. 1509 wird der Hohe Chor ihrer Kirche in der Mönchenstrasse fertiggestellt. Nach der Aufhebung des Klosters 1535 wird dort bis zum Abbruch 1839 die Stadtschule untergebracht. |
1464 | Das Stettiner Herzoghaus stirbt mit Otto III. aus. Das Herzogtum und Stettin kommen an die Wolgster Linie. |
1468 | Nach der Volkssage solen die Knochenhauer die Einnahme der Stadt durch die Brandenburger, die Ansprüche auf Stettin stellten, verhindert haben. |
1472 | Brandenburg erlangt im Prenzlauer Frieden die Lehnsoberhoheit über Pommern-Stettin |
1497 | Die Lastadie wird durch Hochwasser fast ganz zerstört |
1503 | Der Rat der Stadt unterwirft sich vertraglich dem Herzog |
1523 | Erste evangelische Predigt in Stettin auf der Lastadie durch Paul vom Rode, der 1526 an die Jakobi-Kirche berufen wird. |
1524 | Auflösung des Karthäuser-Klosters |
1532 und 1541 | Durch Landesteilung entsteht ein neues Herzogtum Stettin mit Stettin als Hauptstadt |
1534 | Die Reformation wird in Stettin eingeführt. |
1543 | Die Marienstifts-Schule wird in ein fürstliches Pädagogium umgewandelt und erhält 1544 einen Neubau. |
1551 | Brand des Schlosses. Herzog Barnim XI. lässt das Karthäuser-Kloster in Grabow zu einem fürstlichen Schlosse (die "Oderburg") umbauen. |
1563 | Herzog Barnim XI. erreichtet als Stiftung am Klosterhof ein Hospital für arme und kranke Leute. |
1570 | Der Stettiner Friede beendet den Nordischen Krieg zwischen Dänemark und Schweden. |
1572 | Bankrott des Handelshauses der Loitze. |
1577 | Der Neubau des Schlosses wird beendet. An Stelle der St.-Otto-Kirche wurde die Schlosskirche errichtet. Erste Erwähnung der Stettiner Stadtfarben (Rot und Blau). |
1597 | Aufstand der Bürgerschaft unter Hans Belitz gegen den Rat wegen der Teuerung |
1601 | Die Stadtgemeinde ist in 6 Bezirke eingeteilt: |
1606 bis 1618 | Herzog Philipp II. fördert das Kunst- und Bauwesen in Stettin |
1616 | Aufruhr in der Stadt wegen der Erhöhung des Bierpreises |
1620 | Sidonia von Borcke wird in Stettin als Hexe hingerichtet. |
1624 -25 | Die Pest wütet in Stettin |
1627 | Errichtung der ersten Mädchenschule in Stettin |
1630 | König Gustav Adolf von Schweden landet mit seinen Truppen in Stettin. Die Stadt wird stärker befestigt. Dabei wird die Oderburg in Grabow zerstört. Eine große Feuersbrunst wütet auf der Oberwiek. |
10.3.1637 | Der letzte Pommernherzog Bogislaw XIV. stirbt. Schweden übt jetzt die Hoheitsrechte aus. |
1648 | Im Westfälischen Frieden erhält Schweden Vorpommern und Stettin. |
1651 | Im amtlichen Schriftverkehr wird die plattdeutsche Sprache durch die hochdeutsche ersetzt. |
1659 | Vergebliche Belagerung Stettins durch kaiserliche und brandenburgische Truppen im Verlauf des schwedisch-polnischen Krieges. |
1660 | Als Dank für die erfolgreiche Verteidigung erhält Stettin von den Schweden ein Ehrenwappen verliehen. |
1676 | Vergebliche Belagerung durch die Truppen des Großen Kurfürsten |
1677 | Belagerung, weitgehende Zerstörung und Einnahme der Stadt durch die Brandenburger |
1679 | Im Frieden von St. Germain fällt Stettin an Schweden zurück. |
1713 | Stettin wird nach Belagerung durch russisch-polnisch-sächsische Truppen eingenommen und dem König von Preußen übergegen. |
1720 | Im Frieden von Stockholm kommt Stettin mit Vorpommern bis zur Peene an Preußen. Der König von Preußen lässt das Berliner Tor und das Königstor errichten. |
1723 | Neuordnung der Stadtverwaltung (das "Stettinische Rathäusliche Regiement"). Stettin wird Hauptstadt der Provinz Pommern. |
1724-1734 | Aus- und Neubau der Befestigungsanlagen (Fort Wilhelm, Fort Leopold, Fort Preußen). |
1727 | Landeshaus in der Luisenstrasse erbaut. |
1732 | Die Wasserkunst auf dem Rossmarkt wird vollendet. Die öffentliche Strassenbeleuchtung wird eingeführt. |
1746 | Swinemünde wird Vorhafen von Stettin |
1747 und 1755 | Errichtung eines Kommerz-Kollegiums in Stettin |
1752 | Der freie Handel auf der Oder wird eingeführt. |
1780 | Die preußisch-pommersche Landschafts-Direktion und Kreditkasse wird in Stettin errichtet. |
1789 | Die Marienkirche wird durch Blitzschlag total zerstört. Einrichtung einer Steuermannschule auf der Lastadie. |
1806 | Die Stadt wird kampflos den Franzosen übergeben. |
1813 | Die Stadt wird von den Preußen zurückerobert. |
1815 | Stettin wird zu einem besonderen Stadtkreis bestimmt. |
1817 | Die Pommersche Provizial-Zuckersiederei wird in Stettin gegründet. |
1821 | Oberpräsident Sack wird Stettiner Ehrenbürger. Die "Korporation der Stettiner Kaufmannschaft" wird gebildet. |
1822 - 1827 | Bau der ersten Chaussee in Pommern von Stettin nach Gartz. |
1826 | Der Stettiner Stadtkreis wird mit dem Randower Kreis vereinigt. Stapellauf des ersten Dampfschiffes "Prinzessin Elisabeth" in Stettin auf der Oberwiek. |
1837 | Die erste Eisengießerei in Stettin wird in Betrieb genommen. |
1843 | Eröffnung der Eisenbahnlinie Berlin-Stettin |
1847 | Aufruhr wegen der Erhöhung des Kartoffelpreises |
1848 | Bau der Gasanstalt beendet. Inbetriebnahme der Gaslaternen in der Stadt. Die Eisenbahnstrecke nach Posen wird eröffnet. |
1850 | Oberpostdirektion wird eingerichtet. Der Bau des 1843 begonnenen Bollwerks wird beendet. |
1852 | Stapellauf des ersten Dampfschiffes "Dievenow" auf der Vulcan-Wert. Die Stadt wird in 17 Bezirke eingeteilt. |
1855 | Grabow erhält Stadtrecht |
1857 | Die Stadt bildet wieder einen eigenen Stadtkreis. Die 1851 gegründete kleine Werft wird in die "Stettiner Maschinenbau-Actien-Gesellschaft Vulcan" umgewandelt. Gründung des Stadtmuseum mit einem Grundstock von 70 Ölgemälden. |
1864 | Gründung des Pommerschen Museums |
1865 | Die städtische Berufsfeuerwehr wird geschaffen. Die städtische Wasserleitung wird in Betrieb gesetzt. |
1869 | Gründung des "Baltischen Lloyd", Eröffnung einer direkten Schifffahrtslinie von Stettin nach New York. |
1873 | Aufhebung des Festungscharakters der Stadt |
1875 | Beginn mit der Niederlegung der Festungswerke. Bau der Synagoge beendet. |
1875 - 1877 | Bau des neuen Rathauses. |
1877 | Das städtische Krankenhaus wird gebaut. |
1879 | Einrichtung einer Straßenbahn (Pferdebahn) |
1881 | Eröffnung des Fernsprechverkehrs in der Staddt. Der Bau des Oder-Dunzig-Kanals wird beendet. |
1884 | Das Konzerthaus wird eingeweiht. |
1898 | Einweihung des Freihafens. Eröffnung der Bahnlinie Stettin-Pölitz-Jasenitz Der Manzelbrunnen wird eingeweiht. |
1899 | Die Baugewerkschule wird eröffnet. |
1900 | Die Maschinenbauschule wird gegründet. Die Bahnhofsbrücke wird fertiggestellt. |
1.4.1900 | Eingemeindung von Grabow, Bredow und Nemitz |
1903 | Neubau der Hansabrücke beendet |
1910 | Neubau der Baumbrücke beendet |
1.4.1911 | Eingemeindung von Braunsfelde/Neu-Westend, Eckerberg, Schwarzow und Zabelsdorf |
1914 | Eröffnung des Großschifffahrtsweges Stettin-Berlin |
1917 | Herrichtung des Steinbruchhafens |
1919 | Fertigstellung des Reiherwerderhafens |
1923 | Gründung der Hafengemeinschaft und der Hafenbetriebsgesellschaft, die 1929 zur Stettiner Hafengesellschaft vereinigt werden. |
1926 | Gründung der Industrie- und Handelskammer Eröffnung des Stettiner Rundfunksenders |
1927 | Eröffnung des Flughafens in Stettin-Altdamm Das neue Landeshaus am Ende der Kaiser-Wilhelm-Straße wird bezogen. Das alte Landeshaus wird Provinzialmuseum. |
1936 | Inbetriebnahme des Getreidespeichers Die Reichsautobahn Berlin-Stettin wird dem Verkehr übergeben. |
Nov. 1938 | Zerstörung der Synagoge während des Novemberprogroms |
15.10.1939 | Umfangreiche Eingemeindungen nach Auflösung des Kreises Randow. Stettin wird zur flächenmäßig zur drittgrößten Stadt Deutschlands |
1944 | Die Stadt wird durch Luftangriffe schwer zerstört |
26.4.1945 | Stettin wird sowjetischen Truppen erobert. |
Mai 1945 | Von der sowjetischen Armee wird ein deutscher, kommunistischer Bürgermeister eingesetzt. Ein Teil der geflohenen deutschen Bewohner kehrt in die Stadt zurück. |
6.7.1945 | Stettin wird unter polnische Verwaltung gestellt. Von der polnischen Verwaltung wird die Stadt im Szeczecin umbenannt. |
1945/47 | Die deutsche Bevölkerung wird bis auf Wenige ausgewiesen. Polen und Ukrainer rücken nach. Etwa ein Drittel von ihnen stammen aus dem ostpolnischen Gebiet, dass an die Sowjetunion fiel, zwei Drittel der Zuwanderer kommen aus Zentralpolen. |
8.6.1953 | Die Hansestadt Lübeck übernimmt die Patenschaft für die deutsche Stadt Stettin. |
1993 konnte die Stadt ihr 750jähriges Stadtjubiläum begehen (Stadtrecht verliehen im Jahre 1243 nach Magdeburger Recht) zu dem viele deutsche Besucher in die inzwischen polnische Stadt anreisten um an den Feierlichkeiten teilzunehmen zusammen mit der verbliebenen deutschen Minderheit.. Die Polen eröffneten zu diesem Anlaß eine besondere Ausstellung im restaurierten Rathaus der Stadt.